Dein Kind ist also anders. I wish I was special - Nur vielleicht nicht ganz so doll?

Was anders sein bedeutet, und warum das überhaupt nichts Schlechtes ist. Stichwort: Alles eine Frage der Definition.


Liebe MitMama,

Die jüngeren Mamas müssen jetzt mal kurz einen Musikstreamingdienst ihrer Wahl bemühen; diejenigen Ende dreißig plus erinnern sich wahrscheinlich an die Radiohead-Hymne, mit der wir als Pubertiere (war es damals oder später oder früher, ich weiß es nicht mehr) als Begleitung unserer gepflegten Weltschmerz-Attitude durch die Gegend gewandelt sind.

I wish I was special.

Wer möchte das nicht, etwas Besonderes sein? Sei besser, schöner, stärker, netter, schlauer, geschickter im Bodenturnen – bloß nicht zu normal, denn das ist ganz schön öde. Das hieß es schon früher. Heute möchten auch alle special sein; jede und jeder repräsentiert ein Individuum, und das feiern wir mit Mode, individuellen Hobbies oder nischigen Berufen. So weit, so gut, so individuell, so empowered, so großartig.

Und dann kommt das besondere Kind.

Und auf einmal wäre normal gar nicht mehr so unattraktiv. Auf einmal sind da die ganzen Vorteile, die es mit sich bringt, als Kind eben nicht aus der Reihe zu tanzen, die Welt so zu sehen, wie die anderen es machen, und bitte, bitte keine seltsamen Dinge zu sagen oder zu tun. Es wäre toll, nicht die Schmetterlinge auf der Wiese zu fühlen, wenn es im Klassenraum um Reimschemata geht, wenn da weniger Interesse an exakten Bruchzahlen und mehr Talent für Volleyball wäre und überhaupt.
Mit einem Mal wird special irgendwie problematisch. Das betrifft in erster Linie natürlich das Kind. Doch dann ziemlich direkt auch uns Mamas, denn wir möchten in der Regel ja, dass sich unsere Kinder in der großen, weiten Normwelt zurechtfinden. Da gilt es ein paar Gedanken gerade zu rücken, und auf einmal ist das auch nicht mehr so schwer. Doch lass uns ganz vorne beginnen:

Die Rolle als Mutter eines besonderen Kindes ist genauso besonders wie dein Kind, und sie bringt nicht nur Herausforderungen, sondern auch eine Fülle von Liebe, Freude und persönlichem Wachstum mit sich, die nur Eltern von besonderen Kindern wirklich verstehen können.
Ich weiß, wie es ist, als Mutter eines Kindes mit Autismus, sich in dieses besondere Leben erst einzufügen. Anfangs mag es schwierig erscheinen, die Vorstellung vom "normalen" Leben loszulassen.
Aber hier ist der Schlüssel: Das Leben mit einem besonderen Kind wird so schnell so viel besser, wenn du akzeptierst, dass deine Realität sich um die Bedürfnisse deines Kindes herum gestalten wird, und wenn du den Blick von den Erwartungen oder Normen der Gesellschaft wegnimmst. Es geht nicht mehr darum, was „die“ erwarten, es geht darum, dass ihr glücklich werdet.

Du, ich, wir.

Dabei hilft es ungemein, die eigenen Erwartungen an die Möglichkeiten und die neue Realität mit dem besonderen Kind anzupassen. Das kann deine Karriere betreffen, die Hobbies, die dein Kind machen kann, oder die Orte, in die ihr im Urlaub fahrt. Es ist in Teilen eine Reise der Anpassung, aber die ist entscheidend, damit alle glücklich werden können.

Ja, es gibt Herausforderungen, besonders wenn es darum geht, sich im medizinischen und pädagogischen System zurechtzufinden. Es kann überwältigend sein, die richtigen Ärzte, Therapeuten und Schulen zu finden, und frustrierend, die notwendige Unterstützung zu erhalten. Aber mit Beharrlichkeit und Entschlossenheit können wir uns für unsere Kinder einsetzen und sicherstellen, dass sie die Betreuung und Ausbildung bekommen, die sie verdienen.
Auch wenn wir dabei Wege beschreiten die ab der Norm liegen. Macht es wirklich einen Unterschied, ob dein Kind seine Hausaufgaben mit einer Tastatur schreibt, da die Feinmotorik das reguläre Schreiben zur Tortur macht? Nicht wirklich, wenn wir uns überlegen, in welche Zukunft unsere Kinder hineinwachsen.

Trotz der täglichen Herausforderungen ist es eine unglaublich bereichernde Erfahrung, Mutter eines besonderen Kindes zu sein. Du wirst lernen, dein Kind auf eine einzigartige Art und Weise zu lieben und zu schätzen, die nur Eltern von besonderen Kindern verstehen können. Nebensächlichkeiten und Selbstverständlichkeiten können so zu kleinen Meilensteinen werden. Gönne dir diese Wins!

Special – ist man nie allein.

Das Gefühl der Gemeinschaft und Unterstützung, welches du erfahren kannst, ist etwas ganz Besonderes. Du kannst Kontakte knüpfen zu anderen Eltern und Familien, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben und eure Situation kennen. Diese Beziehungen können eine Quelle der Unterstützung, Ermutigung und Freundschaft sein.

Wenn du also die Mutter eines besonderen Kindes bist, solltest du wissen, dass du nicht allein bist.
Du bist stark, belastbar und eine bessere Mutter als du dir vielleicht zugestehst. Du leistest großartige Arbeit, und dein Kind kann sich glücklich schätzen, dich als Mutter zu haben. Denke daran, auf dich selbst zu achten, Unterstützung anzunehmen, wenn du sie brauchst, und vor allem die Reise anzunehmen und Freude an den kleinen Dingen zu finden. Und dann ist special auch nicht mehr seltsam, schlimm, oder negativ, es ist einfach ein wenig anders, und kann wirklich großartig sein. Auf die Zukunft unserer Kinder und die tollen Mütter, die sie begleiten.